COLEO

Gemeinschaft für Coleopterologie e. V.



COLEO


24


2024

ISSN 1616-3281



Den Glanzkäfer Ipidia binotata in Bielefeld gesucht,  stattdessen den Schwielenkäfer Oxylaemus variolosus gefunden (Coleoptera, Nitidulidae, Bothrideridae)

 

Klaus Renner, Bielefeld

 

 Eingegangen: 19. 07. 2024

Im WWW publiziert am: 28. 07. 2024

 

 Abstract

In the northwest of Bielefeld rottend parts of old beech and oak trees were analysed to find  the beetle Ipidia binotata. Instead, an Oxylaemus variolosus was found.

 

Key words

Westphalia, Coleoptera, Nitidulidae, Bothrideridae

 

Einleitung

Der Glanzkäfer Ipidia binotata und der hauptsächlich west- und südeuropäisch verbreitete  Oxylaemus variolosus gehören in Deutschland zu den besonders seltenen Käfern an Totholz (siehe Online-Verbreitungskarten von BLEICH et al.). Während von der Ipidia für Westfalen mehrere Belege auch aus den letzten Jahren vorliegen (GRUNWALD 2024), ist die Situation bei Oxylaemus variolosus noch deutlich lückenhafter: 1986 wurde die Art erstmalig für das Rheinland im Burgholz bei Solingen gefunden (KOLBE 1993, KÖHLER 1993), 1989 bei Hohenlimburg erstmalig für Westfalen (DREES 1992), dann 2002 bei Hamm (KÖHLER i.l.) und 2018 bei Hagen (DREES 2019).


 

Fundbericht

In dem kleinen Waldbestand zwischen Bültmannshof und Schloßhofstraße im Nordwesten Bielefelds wurden am 13.6.2024 verpilzte Stammstücke und Stubben von alten Buchen und Eichen mit der Gesiebetechnik untersucht, um den Glanzkäfer Ipidia binotata zu entdecken. Stattdessen gelang ein Fund des noch selteneren Schwielenkäfers  Oxylaemus variolosus (Abb. 1). Die Identifizierung des Käfers, von dem es zwei sehr ähnliche Schwesterarten gibt, gelang nach der Internet-Tabelle von LOMPE 2022 mit ihren detaillierten Fotos. Ob der Käfer unter Buchen- oder Eichenrinde existierte, kann nachträglich nicht mehr entschieden werden. Im Gesiebe wurde als Beifang keine Borkenkäfer-Art festgestellt. An mehreren Tagen im Juni und Juli erfolgte an den gleichen Stammteilen sowie in deren Umgebung gezielte Nachsuche besonders in Moderholz, bisher aber ohne Erfolg.



 

 

Abbildung 1: Oxylaemus variolosus Foto: J. Sander

 


Diskussion

Die Lebensbedingungen des Oxylaemus variolosus sind wegen der wenigen Funde und zweideutiger Angaben einiger Autoren noch recht unklar. Darauf haben KÖHLER & STUMPF (1993) besonders hingewiesen. Weder eine Bindung an Laubholz oder an Ameisen noch die an Pilze konnte bisher durch wiederholte Funde als wahrscheinlich aufgezeigt werden. Auch eine subterrane Lebensweise steht wegen des gemeinsamen Auftretens mit mehreren Anommatus reitteri (Bothrideridae) zur Diskussion (DREES 2019).


Danksagung
Mein besonderer Dank gilt dem Kollegen Frank Köhler für Mitteilung von Fund- und Literaturangaben zum Oxylaemus variolosus Auch sei Johannes Sander (Bonn) für das Foto vom 3,5 mm großen Käfer sowie Marcel Mühlfeit (Gleichen) und Hans-Joachim Grunwald (Arnsberg) für ihre Initiativen zur Erstellung des Fotos gedankt.

 

Literatur
BLEICH, O., GÜRLICH, S., KÖHLER, F. (2018):  Verzeichnis und Verbreitungsatlas der Käfer Deutschlands. Online auf www.coleoweb.de (Stand Juni 2024).


DREES, M. (1992): Seltene Colydiiden aus Westfalen (Colyd.) - Entomologische Blätter 88: 156-157. Krefeld.


DREES, M. (2019): -  Anmerkung zur Lebensweise von Oxylaemus variolosus (Coleoptera, Bothrideridae) - Entomologische Nachrichten und Berichte  63: 77-78.  Dresden.


GRUNWALD, H.-J. (2024): -  Ipidia binotata REITTER, 1875- ein Urwaldrelikt in der Naturwaldzelle „Hellerberg“ im Arnsberger Wald (Westfalen) (Coleoptera, Nitidulidae) - Natur und Heimat 84: 145-149.  Münster.


KÖHLER, F. & TH. STUMPF (1993): Anmerkungen zur Käferfauna der Rheinprovinz VII. Bemerkenswerte Neu- und Wiederfunde (Ins., Col.). - Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen  3, 113-126. Bonn.


KOLBE, W. (1993): Das Artenspektrum der Käfer (Coleoptera) aus 2 Biotopen des Staatsforstes Burgholz in Solingen (ohne Staphylinidae und Curculionidae). - Resultate 10jähriger Untersuchungen mit Hilfe von Boden- und Baum-Photoeklektoren (1978-1990). - Jahresberichte des naturwissenschaftlichen Vereins in Wuppertal 46: 38-45.


LOMPE, A. (2022): Gattung Oxylaemus  ER.  Online auf www.coleonet.de


Anschrift des Verfassers:
Dr. Klaus RENNER
Wickenkamp 9a
D-33615 Bielefeld
E-Mail: kaefer.renner@t-online.de