COLEO | 22 | 11 | 2022 | ISSN 1616-3281 |
Hypulus bifasciatus (Fabricius, 1792) - Erstnachweis für die Insel Usedom (Coleoptera, Melandryidae)
Hans-Joachim Grunwald, Arnsberg
Eingegangen: 15. 02. 2022
Im WWW publiziert am: 16. 02. 2022
Zusammenfassung: Die Düsterkäferart Hypulus bifasciatus (Fabricius, 1792) wird erstmals für die Insel Usedom ( Mecklenburg-Vorpommern ) nachgewiesen.
Abstract: For the first time the Melandryide Hypulus bifasciatus (Fabricius, 1792) is recorded from the island of Usedom ( Mecklenburg-Vorpommern ).
Hypulus bifasciatus (Fabricius, 1792) gehört zur Familie der Melandryidae, deren Familienname zuvor Serropalpidae lautete (Lohse & Lucht 1992, S.192). Bei dem Tier handelt es sich um eine Düsterkäferart, die nach Kaszab (1969) in Ost- und Mitteleuropa vorkommt und im mulmigen Holz von Laubbäumen stellenweise, aber selten, zu finden ist. Als überall vertreten bezeichnet dagegen Reitter (1911) diesen Käfer, „er habe ihn in Schlesien und Mähren in großer Anzahl in kleinen, morschen Wurzelstöcken junger Erlen, woselbst er in kleinen, von den Larven gefressenen Rindenhöhlungen überwinterte“ (Reitter 1911, S.367). Neunzig Jahre nach Reitter wird der Melandryide allerdings in der vom Bundesamt für Naturschutz herausgegebenen „Roten Liste gefährdeter Tiere Deutschlands“ als vom Aussterben bedroht aufgeführt (Rote Liste 1998, S.208). Benisch bestätigt den Käfer in der Käferfauna Deutschlands (Stand 5.2.2022) als „RL 1“-Tier. Die tatsächliche Seltenheit des Käfers wird durch das Verzeichnis der Käfer Deutschlands (Stand 31.1.2022) untermauert, denn es sind nur wenige Fundorte für Deutschland insgesamt angegeben, für Mecklenburg-Vorpommern sogar nur zwei auf der Nachbarinsel Rügen und einer auf dem Festland.
Dem Verfasser gelang der Fund des Käfers am 27.6.2017, am Abschlusstag einer Coleo-Exkursion, auf der Halbinsel bei Pudagla, Usedom. Dieser Ort liegt an der Strasse K 111, auf dem Weg zum Wasserschloss Mellenthin. Die Halbinsel ragt in östlicher Richtung von Pudagla gesehen in den Schmollensee und liegt gegenüber von der Ortschaft Sellin. Durch Felder kommt man in ein Mischwaldgebiet mit hohem Laubwaldanteil und liegendem Totholz.
Die konkreten Fundumstände sind nicht mehr rekonstruierbar, denn der Verfasser war völlig auf die Suche nach dem Schwarzkäfer Platydema violaceum (Fabricius, 1790) fixiert, den ein anderer Exkursionsteilnehmer zuvor in diesem Biotop gefunden hatte. Deshalb wurde der Melandryide erst 2021 bei der Aufarbeitung aller Funde entdeckt.
Unser Vereinsmitglied Dr. Klaus Renner hat den Käfer dankenswerter Weise bestimmt. Das Belegexemplar befindet sich in der Sammlung Dr. Renner. Für die logistische Unterstützung wird Herrn Marcel Mühlfeit gedankt.
Literatur:
Benisch, Chr. (5.2.2022), www.kerbtier.de, Käferfauna Deutschlands, Verbreitungskarten der Käferfauna Deutschlands.
Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.), 1998, Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands, Bonn-Bad Godesberg.
Entomofauna Germanica – Verzeichnis der Käfer Deutschlands, www.coleokat.de, Stand 31.1.2022.
Kaszap, Z. (1969): Serropalpidae, S.196-213. In: Freude,H., Harde,H.W., Lohse, G.A.: Die Käfer Mitteleuropas, Bd.8, Krefeld, Goecke & Evers.
Lohse,G.A. & Lucht,W.H. (1992), Die Käfer Mitteleuropas, 2.Supplementband, Krefeld, Goecke & Evers.
Reiter, E. (1911), Fauna Germanica, Die Käfer des Deutschen Reiches, III. Band,
Lutz` Verlag Stuttgart.