Den meisten Koleopterologen, insbesondere den auf Rüsselkäfer spezialisierten, ist Jochen sehr gut bekannt. Er wurde in Königsberg geboren, machte später Abitur in Hannover. Nach dem Studium als Bauingenieur arbeitete er in einem Münchener Baubüro, seit 1967 beim Stuttgarter  Ingenieurbüro Leonhardt und Partner. Von 1993 bis zum Ruhestand 2003 war er dessen Leiter von Großprojekten und wohnte östlich von Stuttgart in Schorndorf.

Ich sah ihn zuerst 1984 in Ludwigsburg auf dem Treffen der Südwestdeutschen Koleopterologen, das heute alljährlich als Deutsches Koleopterologentreffen in Beutelsbach bei Stuttgart stattfindet. Die persönlichen Kontakte erfolgten wenige Jahre später auf Exkursionen der Südwestdeutschen Koleopterologen. Dann trafen wir uns jährlich auf den Tagungen in Beutelsbach, später zusätzlich auf denen in Münster.

Foto: H.-J. Grunwald

Als Rentner siedelte Jochen vom Süden in den Norden, wohnte mit seiner Frau in Preußisch Oldendorf, nur eine dreiviertel Stunde Autofahrt entfernt von Bielefeld. Nun fanden etliche gegenseitige Besuche statt. Zusammen sahen wir auch Ausstellungen in der Bielefelder Kunsthalle und in anderen Museen. Jochen wurde Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft COLEO und nahm auf mehreren Exkursionen nach Franken intensiv am gemeinsamen Suchen nach Käfern teil. Über seine Aktivitäten zusammen mit Rüsselkäfer-Spezialisten in etlichen fernen Ländern und seine Fachpublikationen wird an anderer Stelle berichtet werden.

Mehrere einwöchige Exkursionen unternahmen wir meistens zu zweit nach Skwierzyna im westlichen Polen, meinem früheren Geburtsort Schwerin an der Warthe. Sie erbrachten etliche Erstnachweise für Polen und Funde von anderen bisher wenig dokumentierten Käferarten (RENNER & MESSUTAT 2007, 2013). In guter Erinnerung bleiben mir auch die leckeren Speisen und Getränke in unserem dortigen Gasthof. Zu seinem Besitzer bekamen wir sehr guten Kontakt, was dann zu manch einer feuchtfröhlichen Stunde führte.

Wohl im Jahr 2022 sagte Jochen bei einem Koleopterologen-Treffen zu mir „Jetzt gehören wir zu den Ältesten“. Nun ist der Kreis der älteren Beutelsbacher erneut kleiner geworden. Wir trauern um Jochen, er wird uns allen sehr fehlen.