COLEO | 24 | 2024 | ISSN 1616-3281 |
Der Buntkäfer Tarsostenus unvittatus (Rossi, 1792) - Eine neue Art für Niedersachsen
Marcel Mühlfeit, Gleichen
Eingegangen: 09.08.2024
Im WWW publiziert am: 19.08.2024
Abstract
During outdoor summer dinner, my wife Sara was able to discover Tarsostenus vittatus, a new species for the Lower Saxony beetle fauna.
Key words
Lower Saxony, Coleoptera, Cleridae
Einleitung
In Deutschland sind aktuell nach dem Verzeichnis der Käfer Deutschlands 26 Buntkäferarten gemeldet (Bleich et al. 2024). Davon sind zwei Arten der Gattung Tarsostenus zuzuordnen. Tarsostenus univittatus ist als deutlich thermophile Art national hauptsächlich auf Wärmeinseln beschränkt (Oberrheingraben, Südhessen, Rheinland-Pfalz; vgl. BLEICH et. al 2024). International kann die Art als kosmopolitisch bezeichnet werden. Tarsostenus univittatus ist nahrungstechnisch auf Splitnholzkäfer (Lycidae) sowie auch Bohrkäfer (Bostrichidae) spezialisiert.
Fundbericht
Westlich des konkreten Fundortes wird temporär regionales Scheitholz gelagert. Seit diesem Jahr konnte vom Verfasser mehrfach der Splintholzkäer: Lyctus cavicollis Lec., 1805 per Handfang sowie mittels Leuchtfalle nachgewiesen werden. Am 29.07.2024 gelang meiner Frau um 18:55 Uhr (23 °C), Tarsostenus univittatus während des sommerlichen Abendessens auf der im Garten nach Süden exponierten Terrasse nachzuweisen. Der Käfer zeichnete sich durch seine Schnelligkeit und die doch sehr schlanke, an die Lebensweise angepasste Körperform aus (Abb. 1). Eine gezielte Nachsuche führte in den folgenden Tagen zu keinem zweiten Nachweis.
Abbildung 1: Tarsostenus univittatus (Foto: Mühlfeit)
Vereinzelt finden sich, wie aus der Karte von BLEICH et al. (2024) ersichtlich, Funde in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Brandenburg, Berlin und Sachsen (Abb. 2). Ob diese Funde auf Verschleppung beruhen oder die Erhöhung der Jahresdurchschnittstemperaturen für die Vorkommen verantwortlich ist, lässt sich schwer sagen. Der Landkreis Göttingen liegt zentral zwischen den westdeutschen Fundgebieten und Brandenburg, Berlin sowie Sachsen. Ein Fund in Südniedersachsen stellt somit, geht man von einer nicht auf Verschleppung beruhenden Verbreitung aus, ein verbindendes Element dar.
Abbildung 2: Darstellung bisheriger nationaler Funde von Tarsostenus univittatus (www.coleokat.de); Aktueller Fundpunkt im LK Göttingen eingekreist
Zusätzlich begünstige das Vorkommen einer potentiellen Nahrungsquelle in unmittelbaren Nähe sowie die klimatisch günstigen Bedingungen (relativ warm und hohe Luftfeuchte) am Nachweistag den Fund. Auch GEIS (1997) stellt einen direkten Zusammenhang mit dem Vorkommen von, im speziellen Lyctus cavicollis und Tarsostenus univittatus her. Im Übrigen entsprechen die Fundzeit und das Funddatum den Angaben von NIEHUIS (2013), dessen Funde zwischen Juni und August in der Zeit von 17 Uhr – 21 Uhr gelangen.
Insgesamt bietet NIEHUIS (2013) eine sehr gute zusammenfassende Übersicht über Merkmale, Verbreitung und Lebensgewohnheiten.
Der Fund von bisher nur einem Exemplar deutet auf ein noch sehr individuenschwaches Vorkommen (knapp über der Nachweisgrenze) hin.
Danksagung
Ich danke Hans-Joachim Grunwald (Arnsberg) für die kritische Durchsicht des Manuskripts sowie vorrangig meiner Frau für ihr gutes Auge.
Literatur
BLEICH O., GÜRLICH S. & KÖHLER F. (2024): Verzeichnis und Verbreitungsatlas der Käfer Deutschlands. – World Wide Web electronic publication www.coleokat.de [09.08.2024].
GEIS, K.-U. (1997): Zum Vorkommen von Tarsostenus univittatus (Rossi) (Col., Cleridae) in Südwest-Mitteleuropa und Beobachtungen seiner Lebensweise. - : Mitteilungen des Entomologischen Vereins Stuttgart - 32_1997 - 87-89.
NIEHUIS, M. (2013): Die Buntkäfer in Rheinland-Pfalz und im Saarland. – Gnor-Eigenverlag. 638 pp.
Anschrift des Verfassers
Marcel Mühlfeit
Haspel 14
37130 Gleichen