COLEO

Gemeinschaft für Coleopterologie e. V.

COLEO

22

12-14

2022

ISSN 1616-3281

Zur Biologie der Grünen Huschspinne Micrommata virescens (Clerck, 1757)

Zweiter Beitrag zur Spinnenfauna der NWZ "Hellerberg", Arnsberger Wald, Westfalen

Wolfgang Kairat, Plettenberg


Eingegangen: 25. 04. 2022
Im WWW publiziert am: 01. 05. 2022


In der tabellarischen Zusammenstellung der Spinnenfauna der NWZ "Hellerberg" von GRUNWALD (2021) taucht der Name der Grünen Huschspinne erstmals auf. Auf zwei gemeinsamen COLEO-Exkursionen durch die NWZ am 19.6. und 9.10.2021 konnte diese Spinne in ihrem Lebensraum beobachtet werden, bei der Herbstexkursion in nahezu beliebiger Menge. Da es sich um eine auffällig hübsche Spinne mit interessanter Entwicklung und einem sicheren Vorkommen in der NWZ handelt, sollen an dieser Stelle einige Informationen über das Tier folgen.
Huschspinnen sind kaum verwechselbar. Das Weibchen ist durchweg grün mit deutlichem dunklem Herzfleck auf dem Hinterleib. Das Männchen ist ähnlich gefärbt, allerdings ist der Hinterleib gelblich mit roten Längsstreifen auf der Mitte und an den Seiten des Abdomens. Jungtiere sind noch nicht voll ausgefärbt, sondern beige und blass bräunlich, und weisen eine Zeichnung aus rötlichen Streifen und dunkleren Pünktchen auf (siehe Fotos).
Die Huschspinne ist die einzige Vertreterin der Riesenkrabbenspinnen (Sparrassidae) in Deutschland. Lediglich in Gewächshäusern ist ab und an noch eine weitere Art der Gattung, Heteropoda venatoria, anzutreffen  (Arachnologische Gesellschaft e. V. (2022): Wiki des Spinnen-Forums arages.de. Abgerufen am 2022-5-01).
Micrommata virescens findet man am häufigsten in warmen offenen Wäldern, auf verbuschten Trockenrasen, aber auch auf Feuchtwiesen. Im norddeutschen Flachland ist sie selten, im mittel- und süddeutschen Bergland recht häufig anzutreffen (BELLMANN 2016). Man findet sie auch an sonnigen Waldrändern auf lichtem GebüsCH (BÖSENBERG 1903). Sie kann als euryök betrachtet werden (RÖDEL 2003).
Die Spinne lauert in der Regel bewegungslos auf Beute, ist aber auch ein flinker Jäger, der seine Beute verfolgt und sogar eine kurze Distanz springen kann.  Sie ist in Deutschland weit verbreitet und ist sowohl in der Krautschicht als auch auf jungen Bäumen zu finden, vorzugsweise auf jungen Eichen (LOCKET, G. H. & MILLIDGE, A. F. 1951). Fangnetze baut die Huschspinne nicht. Trifft im Frühjahr ein Männchen auf ein Weibchen, trommelt es mit den Vorderbeinen werbend auf dessen Körper (Arachnologische Gesellschaft e. V. (2022): Wiki des Spinnen-Forums arages.de. Abgerufen am 2022-5-01).
Zur mehrere Stunden dauernden Paarung besteigt das Männchen das Weibchen von vorn und führt abwechselnd seine Taster in dessen Geschlechtsöffnungen ein. Die Taster werden hierbei nur einmal gewechselt. Die Eiablage erfolgt in zusammengesponnene Blätter, besonders gern werden hierzu Himbeerblätter verwendet (BELLMANN 2016), das Weibchen bewacht den ebenfalls grünen Kokon bis zum Schlupf. Die Jungtiere verbleiben eine Weile bei der Mutter, bis sie sich zerstreuen (JONES 1990). Der Kokon wird vom Weibchen energisch verteidigt, ihre Giftklauen durchdringen die menschliche Haut jedoch nicht (BELLMANN 2016)
Die Körperlänge von Micrommata virescens liegt bei etwa 12-15 mm beim Weibchen und 7-10 mm beim Männchen (ROBERTS 1995). Die Reifezeit dieser Spinnen liegt etwa im Juni und Juli. Micrommata virescens war Spinne des Jahres 2004 (JÄGER ET AL. 2004)

Literatur:
Bellmann, H.: Der Kosmos Spinnenführer, Franckh Kosmos Verlag, 2016.

Bösenberg, W. (1903). Die Spinnen Deutschlands. V, VI. Zoologica (Stuttgart) 14(5-6): 385-465, Pl. 37-43.

Grunwald, H.J. (2021) Zur Spinnenfauna der NWZ "Hellerberg", Arnsberger Wald, Westfalen, Coleo 22, S.3-8
Heimer, S. & Nentwig, W. (1991): Spinnen Mitteleuropas. Paul Parey Verlag, Berlin.

Jäger, P. & Kreuels, M.: Arachnol. Mitt. 27/28:121-137 Diversa Basel, November 2004 Die Spinne des Jahres goes colour - die Grüne Huschspinne.

Jones, D. (1987): Der Kosmos-Spinnenführer: über 350 mitteleuropäische Spinnen und Weberknechte. 4. Aufl. Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart.

Locket, G. H. & Millidge, A. F. (1951): British Spiders. Vol. I und Vol. II. Ray Society. London 310 und 449 S..

Roberts, MJ (1996): Collins Field Guide. Spiders of Britain and Northern Europe. HarperCollins Publishers Ltd..

Rödels, I (2003): Die Grüne Huschspinne (Micrommata virescens, Clerck 1757) in der Döberitzer Heide. Döberitzer Heide mit Ferbitzer Bruch - Beiträge zum Naturschutz, zur Landschaft und zur Geschichte 13.

Sauer, F. & Wunderlich, J. (1991): Die schönsten Spinnen Europas. Fauna-Verlag. Karlsfeld. 4. Auflage. 202 S.

Internet:

https://wiki.arages.de