Coleo | 21 | 1-3 | 2020 | ISSN 1616-3281 |
Geburtstagsgedicht
Hannes Günther, Ingelheim
eingegangen: 12. März 2020
Im WWW publiziert am: XX. YY 2020
Liebe Coleaner,
keine Angst, ich will den neuen Jahrgang nicht mit einem lyrischen Erguß meinerseits einleiten, aber: Unser lieber Dr. Hannes Günther aus Ingelheim hatte anläßlich des 80. Geburtstags des Sammlerkollegen Klaus Voigt aus Ettlingen ein Gedicht zu dessen Ehren verfaßt. Da auch wir einige Achtzigjährige unter uns Coleanern haben, soll euch das wunderbare Gedicht nicht vorenthalten werden. Mein herzlicher Gruß mit den besten Wünschen nachträglich gilt Herrn Voigt, mein besonderer Dank gilt dem lieben Hannes, der uns dieses Werk zur Veröffentlichung überlassen hat.
Viel Spaß beim Lesen und ein insektenreiches 2020 wünscht euch
Hans-Joachim
Der 80ste Geburtstag oder
Es gehören auch die Wanzen
zweifelsohne zu dem Ganzen
Es ist wahrhaftig und wirklich wahr
achtzig Jahr' hat erreicht der Jubilar.
Seine Raum-und Zeitgestalt schwebt
uns ständig im Gedächtnis
darum Dir hier zum Vermächtnis
schreiben wir - das ist uns Pflicht
zum Geburtstag ein Gedicht.
Es ist fürwahr ein langes Leben
in dem Du erreicht all' Dein Bestreben.
Gepflanzt einen Baum,
ein Haus erbaut,
ein liebend Weib Dir angetraut
und Kinder haben zusammen die Beiden,
wenn man sie sieht, s' war nicht zu vermeiden.
Homer schon wußte, die Menschen sind sterblich,
wir aber wissen, die Gene sind erblich
und Generationen danach, so wollen wir meinen
könnt' wieder ein Entomologe erscheinen
fortzusetzen Tradition
wie vorzeiten Opa schon.
doch zuerst woll'n wir berichten
was es gibt zuhaus' für Pflichten:
Im Haus da waltet die Friedlinde
hält alles in Ordnung, ganz ohne Gesinde
sie kocht und wäscht, sie wienert und bügelt
nichts gibt es, was ihren Eifer zügelt.
Sie hält in Ordnung Haus und Zimmer
aber zweie sind es, die öffnet sie nimmer
Es sind der Wissenschaft hehre Tempel
denen drückt Klaus nur auf seinen Stempel
hier stapelt er sein Material zum Studieren
Bestimmen und Ordnen und Präparieren.
Die Literatur zum Determinieren
ein Entomolog' kann halt nichts minimieren.
Und als der Höhepunkt des Ganzen
in Kästen und Schachteln die zigtausend Wanzen.
Wir fragen nun wie hat's begonnen
und haben uns das so ersonnen
Er wollte wohl zuerst in Baden
der Wanzenfauna kräftig schaden.
Nur - ihm schadet da enorm
die einstige Gebietsreform.
Und bald zog's rüber ihn nach Schwaben
zu seh'n, was die für Arten haben.
Dann kamen Bayern, Sachsen, Hessen,
auch Rheinland-Pfalz nicht zu vergessen.
Sodann erweitert er die Grenzen
um seine Sammlung zu ergänzen
Holland, Rußland, Österreich
wurden ihm zum Sammelbereich
Italien, Frankreich und die Schweiz
boten auch ihm großen Reiz.
Europa wurde bald zu klein
es zog ihn in die Welt hinein
Afri- und Amerika
wo man auch hinkommt: Er war da.
Tät's im Weltall Wanzen geben
könnt' man ihn auch dort erleben.
Für Entomologen der schönste Lohn
ist wenn er geh'n kann auf Exkursion.
Wohl ausgerüstet mit Röhrchen und Käscher
so kennen wir den Insektenhäscher.
Viele suchen Arthropoden
vorzugsweise auf dem Boden.
zwischen Gräsern, unter Steinen,
hier im Vorteil sind die Kleinen
denn sie müssen sich kaum bücken
um die Wanzen zu erblicken.
Wer dagegen groß gebaut
lieber in die Höhe schaut
wo die Tierchen sich verstecken
im Gebüsch und in den Hecken.
manche auch unter den Rinden
Sollen Aradiden finden.
Vor allem wichtig, denn das braucht er
ist ein passender Exhauster.
Denn so man ein Tier erblickt
ist es gar nicht ungeschickt
dieses auch nach Haus zu bringen
Oft wird solches nicht gelingen
denn sie haben ein Bestreben
wollen lieber weiterleben.
Es ist müßig Unterfangen
mit den Fingern hinzulangen
die Methode selten glückt
schnell hat man die Wanz' zerdrückt.
Sehr viel besser tut es taugen
Seine Beute einzusaugen.
Ein Röhrchen mit 'nem Gummischlauch
tut es da zur Not schon auch
Ein' Exhaustor um den Hals
tut es auch noch allenfalls
denn leider ja nicht jeder hat
nen' Mehrkammerapparat.
Freizuhaben seine Hand
hängt der Exhaustor an nem' Band.
Die Methode ist erprobt
doch sei sie nicht zu früh gelobt
So ein Bändel kann mal reißen
das muß weiter noch nichts heißen
doch es kam uns schon zu Ohren
der Exhaustor ging verloren.
Mancher wäre dann vernichtet
hätt' auf die Wanzen ganz verzichtet
Nicht tat solches unser Klaus:
Ohne Wanzen - nicht nach Haus
und hat wirklich nach paar Stunden
das Verlor'ne noch gefunden.
die Kollegen die sein harrten
täten freudig ihn erwarten.
Hiermit endet das Gedicht,
aber alles andre nicht.
Es wünschen Freunde und Kollegen
Dir Glück und Erfolg auf Deinen Wegen.
-
Noch eins, vielleicht hast Du 'ne Ahnung
zum Schluß folgt ernst eine Ermahnung'
Jahrzehntelang durftest Du sammeln
jetzt heißt es aber Schluß mit Gammeln.
Denn Du brauchst den Rest des Lebens
sonst war alles ja vergebens
nach den neuesten Aspekten
umzustecken die Insekten.
Autor:
Dr. Hannes Günther, Ingelheim
E-mail: chguenther@bytestream.de