Coleo | 18 | 1-4 | 2017 | ISSN 1616-3281 |
Faunistische Notiz zum Vorkommen einer beeindruckenden Wolfspinne (Arctosa cinerea (FABRICIUS, 1777)) bei Kamminke (Mecklenburg-Vorpommern: Usedom)
Arachnida: Lycosidae
Marcel Mühlfeit, Göttingen
Eingegangen: 20. Januar 2017
Im WWW publiziert am: 14. Februar 2017
Abstract
During a coleopterological excursion to the haff area in the west of Kamminke, two specimens of the rare wolf spider Arctosa cinerea (FABRICIUS, 1777) were observed. The next occurrences could be found at the island called “Greifswalder Oie”. With this publication a further research point can be taken to the current knowledge of the distributation.
Zusammenfassung
Während einer coleopterologischen Exkursion an den Haffbereich westlich von Kamminke (Landkreis Vorpommern-Greifswald) am 06.09.2016 und am 10.09.2016 konnten zwei Exemplare der seltenen Wolfspinne Arctosa cinerea (FABRICIUS, 1777) beobachtet werden. Die nächsten Vorkommen liegen auf der Insel Greifswalder Oie (ARACHNOLOGISCHE GESELLSCHAFT 2017). Mit dieser Publikation soll ein weiterer Fundpunkt dem aktuellen Wissenstand der Verbreitung zu geführt werden.
Die Wolfspinne Arctosa cinerea (FABRICIUS, 1777), zu deutsch Flussufer-Riesenwolfspinne, gehört in unserer Fauna zu den größten Wolfspinnen. Die Art erreicht eine maximale Körperlänge von 20 mm. Die äußerst spezialisierte Spinne ist nur in wenigen Habitaten zu finden. Im süddeutschen Raum bzw. im Einzugsgebiet der Alpen werden hauptsächlich natürliche und intakte Schotter- und Kiesbänke großer Ströme besiedelt (FRAMENAU et al. 1996, KOMPOSCH 2003). Als sekundäre Lebensräume kommen Sand – und Kiesabbaugebiete in Frage. An den Küsten der Nord- und Ostsee werden Strände und Dünen als Habitat angenommen. In diesen Bereichen werden Wohnröhren angelegt in denen sich die Spinne normalerweise aufhält und am Ausgang selbiger auf vorbeilaufende Insekten wartet (BELLMANN 2001). Auf Grund ihrer Seltenheit und ihrer besonderen Habitatansprüche wurde sie zur Europäischen Spinne des Jahres 2007 gewählt (KREUELS und REZÁC 2006)
Die perfekte Anpassung an die präferierten Lebensräume der Wolfspinne ist in Abbildung 1 zusehen.
Abbildung 1: Arctosa cinerea (FABRICIUS, 1777), Anklicken vergrößert |
Das Habitat westlich von Kamminke ist durch einen schmalen Strandbereich (sandbasierend) mit fast unmittelbar angrenzenden Gehölz- bzw. Baumsaum geprägt. An manchen Bereichen reicht der Sandbereich etwas tiefer ins Landesinnere und ist durch Gräser-, Schilf- und Rohrarten geprägt. Genau in diesen relativ offenen Bereichen konnten die beiden Individuen unter Anspülicht gefunden werden (Abbildung 2)
Abbildung 2: Habitat mit den emsigen Coleopterologen Hans-Joachim Grunwald, Marcel Mühlfeit, Dr. Klaus Renner
MARTIN 2012 ordnet die Art für Mecklenburg-Vorpommern in die Kategorie 1 „Vom Aussterben bedroht“ ein. Auf nationaler Ebene wird sie in Kategorie 2 „Stark gefährdet“ geführt.
Ich danke meiner Frau Sara Mühlfeit für die Anfertigung der Fotographien sowie meinen befreundeten Käferkollegen Hans-Joachim Grunwald zu Hinweisen beim Verfassen der Notiz.
Literaturverzeichnis
ARACHNOLOGISCHE GESELLSCHAFT (2017): Atlas der Spinnentiere Europas, abgerufen von http://atlas.arages.de am 20.01.2017
BELLMANN, H. (2001): Kosmos-Atlas Spinnentiere Europas 2. Auflage, Franckh-Kosmos Verlag-GmbH & Co, Stuttgart, S. 1-304
FRAMENAU, V.; DIETERICH, M.; REICH, M.; PLACHTER, H. (1996): Life cycle, habitat selection and home ranges of Arctosa cinerea (Fabricius, 1777)(Araneae: Lycosidae) in a braided section of the Upper Isar (Germany, Bavaria). In: Revue suisse de Zoologie 1996, S. 223–234.
KOMPOSCH, C. (2003): Die Flussufer-Riesenwolfspinne ('Arctosa cinerea', Arachnida: Araneae: Lycosidae) in Österreich: na.
KREUELS, M.; REZÁC, M. (2006): Die Europäische Spinne des Jahres 2007-Die Flussufer-Riesenwolfspinne Arctosa cinerea (Fabricius, 1777). In: Arachnol. Mitt 32, S. 47-48.
MARTIN D. (2012): Rote Liste der Spinnen (Araneae) Mecklenburg-Vorpommerns. Ministerium für Landschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern, S. 1-66.
Anschrift des Autors:
Marcel Mühlfeit
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