COLEO

Gemeinschaft für Coleopterologie e. V.

 

Coleo

21

1-4

2020

ISSN 1616-3281


Fund des Seggenstengel-Prachtkäfers Aphanisticus elongatus Villa, 1835 in der Naturwaldzelle „Hellerberg“ (Westfalen)

Von H.-J. Grunwald, Arnsberg

Eingegangen: 4.4.2020
Publiziert im Web: 11.4.2020


Zusammenfassung: 
Aphanisticus elongatus Villa, 1835, konnte in der NWZ Hellerberg im Arnsberger Wald, Hochsauerlandkreis, Westfalen im Juni 2019 in einer kleinen Serie nachgewiesen werden. Damit steht der zweite Fundort für Westfalen fest. Zudem wird ein weiterer Fundort für das Sauerland benannt.
  

Abstract:
The buprestid Aphanisticus elongatus Villa, 1835, could be proved in the NWZ Hellerberg in Arnsberg's forest, Hochsauerlandkreis, Westfalia, in June 2019 as a small series of specimens. This is the second occurence of the beetle for Westfalia. A second biotope in Sauerland could be named.

Die Gattung Aphanisticus Latreille 1810 ist in Mitteleuropa mit 3 Arten vertreten. Aphanisticus elongatus (Abbildung 1) ist mit 2,7 mm – 4,5 mm Länge die größte und schlankeste Art dieser Gattung. Der Käfer ist meist glänzend schwarz, eventuell schwach bronzefarben; sein Halsschild mit deutlicher Querfurche ist im vorderen Drittel am breitesten und insgesamt etwa so breit wie lang mit fast parallelen Seitenrändern. Das Analsternit ist etwa so lang wie breit, mit langer Pubeszenz.



Abbildung 1: Aphanisticus elongatus (abgebildet mit Genehmigung von Dr. Arved Lompe, coleonet.de)

Beim Aphanisticus handelt es sich nach Rennwald (2002) um ein holomediterranes Faunenelement, welches vom Kaukasus bis Nordafrika verbreitet ist. Nach Harde (1979) ist die Verbreitung in Mitteleuropa allerdings noch unklar. Köhler und Klausnitzer (1998) melden aus Deutschland Funde nach 1950 aus Bayern, Württemberg, Baden, Hessen (unsicher), Pfalz, Rheinland und, überraschenderweise –so Rennwald (2002)-, auch aus Westfalen. Zicklam und Kaschek (2012) führen hierzu aus, die Funde aus den 80er Jahren in der Umgebung von Minden, nämlich bei Veltheim, stellten die einzigen westfälischen Nachweise dar.

Im Zuge der laufenden Untersuchung der Naturwaldzelle „Hellerberg“ im Arnsberger Wald gelang dem Verfasser am Nachmittag des 22.6.2019 bei sommerlichen Temperaturen dieser bemerkenswerte Fang. Bei dem Fundort handelt es sich um einen Waldweg, der auf der südlichen Seite mit Gras (u.a.Seggen) bewachsen ist, während auf der nördlichen Seite ein dichter Fichtenwald steht (Abbildung 2). Durch Windwurf des Orkans Kyrill im Januar 2007 ist die südliche Seite des Weges deutlich sonnenexponiert. Die abgebrochenen Fichten liegen noch dort, wo sie umgeworfen worden sind, es ist keine schattengebende Vegetation nachgewachsen. Dieser Standort ist inzwischen einer der sonnigsten und wärmsten in der Naturwaldzelle. 
Beim Abkäschern der niedrigen Vegetation am südlichen Wegrand fanden sich einige Exemplare eines sehr schlanken, dunklen Prachtkäfers im Käscher, von denen einige schnell starteten, andere bewegungslos verharrten. Dem Verfasser, der im überwiegend schattigen und kühlen Bergwald mit einem solchen erstaunlichen Prachtkäferfund nicht ansatzweise gerechnet hatte, gelang es immerhin, vier Tiere in den Exhaustor zu saugen. Ein anschließender zweiter Streifzug durch die Vegetation, die auf Abbildung 3 recht gut zu erkennen ist, erbrachte kein weiteres Tier. Bei einer Nachsuche am 29.6.2019 spätnachmittags bei sonnigem Wetter wurden erneut zwei Tiere gefangen, andere Versuche blieben dagegen erfolglos.

Abbildung 2: Waldweg in der Naturwaldzelle „Hellerberg“ im Arnsberger Wald

Die erste Bestimmung führte zu Aphanisticus elongatus. Dafür sprach auch die Struktur der Fundstelle, die dem Lebensraum des Käfers, den Rennwald (2002) für diesen beschreibt, nämlich lichte, trockene, sonnige, mikroklimatisch begünstigte Stellen mit Beständen der Nahrungspflanze, entsprach. Zur Absicherung hat der Verfasser allerdings unser Mitglied Dr. Klaus Renner gebeten, die Determination zu überprüfen, stammte doch der Erstnachweis für Westfalen von diesem (Renner, 1991). Dr. Renner hat die Bestimmung bestätigt.

An dieser Stelle soll ihm für die Bestimmungsüberprüfung herzlich gedankt sein.

Damit ist erneut eine bemerkenswerte Art für diese Naturwaldzelle nachgewiesen. Möglicherweise sind die massive Veränderung dieses konkreten Standortes seit 2007 sowie die Tatsache, dass keine Fichten oder andere Schattengeber nachgewachsen sind, mitursächlich für das Auftreten dieses wärmeliebenden Käfers, denn in früheren Jahren ist trotz Abkäscherns der Vegetation an diesem Standort auch zu dieser Jahreszeit kein Aphanisticus gefunden worden. Vermutlich dürfte auch der allgemeine Klimawandel eine Rolle für das Vorhandensein dieses Prachtkäfers spielen. Bereits beim Nachweis des wärmeliebenden Histeriden Margarinotus ignobilis in dieser Naturwaldzelle – Erstfund für Westfalen - haben sich der Verfasser und der Mitautor in ihrer Veröffentlichung eine Frage in diese Richtung gestellt, ohne sie abschließend beantworten zu können



Abbildung 3: Biotop, a) Übersicht b) Detailaufnahme

Ein weiterer Fundort des Seggenstengel-Prachtkäfers sei an dieser Stelle zur Vervollständigung noch mitgeteilt: Der Verfasser hat im Hochsauerlandkreis (Westfalen), in einem Steinbruch der Gemeinde Padberg, bei einer Exkursion mit den Kollegen aus Münster am 7.6.2014 ein Exemplar des Käfers von einem Busch geklopft. Die Fundumstände waren wieder ähnlich wie eingangs beschrieben: ein sehr trockenes Biotop bei starker Sonneneinstrahlung.

Literaturverzeichnis:

Grunwald, H.-J. und Erbeling, L. - Margarinotus ignobilis (Marseul,1854), Neufund für Westfalen, in Coleo 20 (2019) 1-3.

Harde, K.W. (1979) - 38. Familie Buprestidae  in Freude/Harde/Lohse – Die Käfer Mitteleuropas Band 6

Köhler, F. und Klausnitzer, B. (1998) – Verzeichnis der Käfer Deutschlands

Renner, K. (1991) – Neuheiten und Seltenheiten der westfälischen Käferfauna (V) – Entomologische Blätter, S. 129-137

Rennwald, E.& K. (2002) - Gattung Aphanisticus Latreille 1810 in Brechtel, F. und Kostenbader, H. – Die Pracht- und Hirschkäfer Baden-Württembergs

Zicklam, H. und Kaschek, N. (2012) Coleoptera Westfalica: Familia Buprestidae, in Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde

Der Verfasser dankt Herrn Dr. A. Lompe für die Genehmigung zum Abdruck der 2 Fotos des Käfers.

Autor:

Hans-Joachim Grunwald, Arnsberg

E-mail: michaela-grunwald@t-online.de